Wie du einen 19-Zoll-Serverschrank als Technik-Rack für dein Heimkino zusammenstellst

Was sind Höheneinheiten (HE)?

Die vertikalen Rackschienen sind grundsätzlich in Höheneinheiten unterteilt. Diese werden mit HE abgekürzt. Racks haben zum Beispiel 27, 32, 37 oder 42 Höheneinheiten an Nettoraum zur Aufnahme von Technik zur Verfügung. Eine Höheneinheit entspricht 4,445 cm Höhe.

Während Breite und Tiefe von 19-Zoll-Komponenten ganz normal in Zentimetern angegeben werden, wird die Höhe in HE kommuniziert. Ein Gerät verbraucht also 1, 2, 3 oder mehr Höheneinheiten und ist demnach rund 4,4 oder 8,8 oder 13,2 cm usw. hoch.

Auch Zubehörteile sind für eine bestimmte Anzahl Höheneinheiten vorgesehen, die sie durch die Montage verbrauchen. In der Regel wird die Technik an der Front zugänglich verbaut, während an der Rückseite, wo sich ebenfalls Rackschienen befinden, meist Platz für Zubehör bleibt: Steckdosenleisten und Kabelmanagement.

Wie dafür gemacht: PA-Technik im 19-Zoll-Serverschrank

Neben Servern und anderer Netzwerktechnik werden 19-Zoll-Schränke auch im PA-Bereich eingesetzt: für Verstärker, Equalizer und andere Geräte zur Beschallung großer Flächen. Dort sehen sie nur mehr wie fahrende Kisten aus.

Dadurch sind so ziemlich alle PA-Verstärker automatisch auch für den Einbau in Serverschränken geeignet. Sie werden also direkt mit dem Rack verschraubt und können sich dann keinen Millimeter mehr bewegen.

Um das Gewicht abzufangen, werden sie dazu bei Bedarf zusätzlich auf horizontalen Rackschienen abgelegt, die seitlich von vorne nach hinten auf der passenden Höhe mit dem Rack verschraubt werden.

Weil PA-Endstufen insbesondere für Subwoofer-Arrays und Bass Shaker interessant sind (viel Leistung für überschaubares Geld), ist es bei deren Einsatz um so naheliegender, gleich ein 19-Zoll-Rack dafür anzuschaffen und auch die übrige Technik darin zu verbauen.

Sind alle Heimkino- und HiFi-Geräte kompatibel mit 19-Zoll-Racks?

Auch wenn sie nicht explizit dafür gemacht sind, passen nahezu alle AV-Receiver, Player, HiFi-Endstufen und selbst 40 Jahre alte Kassettendecks perfekt in ein 19-Zoll-Rack.

Fast alle Geräte sind zwischen 43 und 44 cm breit. Damit haben sie genug Platz und noch etwas Luft an den Seiten.

Das ist zwar keine Garantie, das alle Heimkino-Geräte automatisch kompatibel sind — mir ist aber bisher zumindest noch keines untergekommen, das nicht auch in einem 19-Zoll-Rack Platz gefunden hätte.

Wie werden Heimkino-Geräte im 19-Zoll-Serverschrank befestigt?

Ein logischer Einspruch könnte nun sein: Ja aber HiFi- und Heimkinogeräte sind ja gar nicht für die Montage im 19-Zoll-Serverschrank vorgesehen. Das ist so weit auch richtig – sie bieten keine direkte Vorrichtung für die Montage: Winkel mit Löchern neben der Frontblende. Bei einigen Geräten lassen sich diese aber optional nachrüsten.

Aber die direkte Montage ist auch gar nicht notwendig. AV-Vorstufe & Co. werden einfach auf einen Fachboden im Rack gestellt wie in jeden anderen Schrank. Nur dass dieser im 19-Zoll-Rack wesentlich tragfähiger ist und garantiert nicht nachgeben wird.

Es gibt reichlich Auswahl an Fachböden für Racks, die jedes noch so schwere Gerät besser tragen als ein gewöhnlicher Regalboden in einem beliebigen Schrank. Wichtig ist nur, dass der Fachboden das Gewicht des Geräts tragen können muss. Aber dazu später mehr.

Wie tief sollte dein Schrank sein?

Serverschränke gibt es in 60, 80, 100 oder 120 cm Tiefe. Normalerweise reichen 60 cm aus, um sämtliche Heimkino-Technik und die meisten PA-Verstärker unterzubringen.

In einigen Fällen könnten 80 cm noch interessant sein, um an der Rückseite zusätzliche Ablageflächen oder sekundäre Geräte unterzubringen. Das ist aber meist nur bei sehr anspruchsvollen Heimkinos notwendig.

Darüber hinaus gibt es auch Wandschränke mit geringerer Tiefe. Diese sind für uns aber nicht relevant, weil darin die Verkabelung sehr ungeschickt, wenn nicht sogar unmöglich wird.

Wie viele Höheneinheiten brauchst du?

Die Anzahl der Geräte, die du im Schrank unterbringen kannst, wird durch die Höheneinheiten und damit die Höhe deines 19-Zoll-Racks limitiert. Die Höhe eines Gerätes in Zentimetern rechnest du ganz einfach in Höheneinheiten um:

Höhe in cm ÷ 4,44 → aufrunden

Also wenn dein AV-Receiver inklusive Füßen zum Beispiel 18,5 cm hoch ist:

18,5 cm ÷ 4,44 = 4,16 → 5 HE

Für schwere Geräte (AV-Receiver, AV-Vorstufen und Endstufen) brauchst du entsprechend tragfähige Fachböden, die darüber hinaus eine zusätzliche Höheneinheit verbrauchen. Alle anderen, leichteren Geräte kommen mit einem Fachboden aus, der keine zusätzliche Höhe einnimmt.

Plane gleich etwas mehr ein, so dass du für zukünftige Erweiterungen gerüstet bist. Wenn es die verfügbare Raumhöhe zulässt, empfehle ich gleich ein Rack in einer dieser Größen:

• 32 HE → 160 cm hoch
• 37 HE → 180 cm hoch
• 42 HE → 200 cm hoch

Denke daran, dass ein 19-Zoll-Serverschrank eine langfristige Investition ist, die sich zudem nicht mal so nebenbei austauschen lässt. Zumindest ist das immer mit gewissen Umständen verbunden.

Offen oder geschlossen?

Die nächste wichtige Frage, die du dir stellen solltest, ist diese: Soll es ein geschlossener Serverschrank sein, oder eher ein offenes Rack? Hier können wir mal die Begriffe genauer spezifizieren:

• Ein Schrank ist per Definition geschlossen.
• Ein Rack (Regal, Gestell) ist offen und damit von allen Seiten zugänglich.

Zwar lassen sich auch bei einem 19-Zoll-Schrank in der Regel alle Türen und Seitenverkleidungen öffnen bzw. entfernen, um alles leichter verkabeln zu können, aber im Normalbetrieb bleibt er geschlossen. Ein Rack wird hingegen von allen Seiten immer den Blick und damit auch den freien Zugang zu deiner Technik ermöglichen.

Belüftung mit Konzept

Von optischen und praktischen Gründen mal abgesehen besteht der wesentliche Unterschied zwischen einem offenen Rack und einem geschlossenen Schrank aber in der Belüftung.

• Aus dem offenen Rack kann die Luft problemlos nach oben und zu den Seiten entweichen; ebenso strömt kühlere Luft von allen Seiten nach.
• Im geschlossenen Serverschrank erwärmt sich die Luft und steigt nach oben. Lässt man das Dach weg, kann sie entweichen – was aber trotzdem einen Hitzestau, vor allem im unteren Bereich, nicht sicher verhindert.

Aus diesem Grund ist in einem geschlossenen Serverschrank zumeist ein aktiver Lüfter unter dem Dach dringend anzuraten, der die warme Luft aktiv herauszieht. Frische Luft strömt von unten durch den Boden nach.

Wichtig dabei: Der Schrank muss rundum geschlossen bleiben, damit eine Art Kamineffekt im Inneren entstehen kann. Lässt man eine Seite offen, zieht der Lüfter neue Luft von dort an, wo sie am leichtesten zu bekommen ist: von der offenen Seite des Schranks. Somit würde die warme Luft aus dem unteren Bereich des Schranks nicht mehr effizient aktiv abgeführt werden.

Fachböden

Für alle technischen Komponenten, die nicht direkt mit den 19-Zoll-Rackschienen verschraubt werden, benötigst du Fachböden in entsprechender Anzahl. Wie ein ganz normaler Regalboden in einem Schrank dienen sie als Ablage für alles Mögliche.

Fachböden für kleine Geräte

Blu-ray- bzw. UHD-Player und ähnliche Gerätschaften passen perfekt auf einen Fachboden in entsprechender Tiefe. Auch für Kleingeräte wie Streaming-Boxen und anderes Zubehör sind sie ideal.

Fachböden gibt es in der Regel mit einer Tiefe von 30, 35, 40 und 45 cm, was normalerweise mehr als ausreichend ist. Sie belegen üblicherweise 2 Höheneinheiten, innerhalb denen das Gerät bereits aufgestellt wird. Es geht also fast keine Höhe durch den Fachboden selbst verloren.

Beachte hierbei das maximale Gewicht, das ein Fachboden tragen kann. Einige Kilogramm sind dabei aber problemlos möglich. So kannst du ggf. auch mehrere Geräte übereinander auf einen Fachboden stellen, wie man es eben mit modularen Stereoanlagen schon immer gemacht hat.

Fachböden für die schwere Technik

Wenn Geräte größer werden, dann erhöht sich nicht nur ihr Gewicht. Sie würden auf einem normalen Fachboden mit zunehmender Tiefe auch eine immer größere Hebelwirkung entwickeln, was dir früher oder später die Rackschienen verbiegt, an denen sie befestigt sind.

Deshalb brauchst du für alle schwereren Geräte zwingend Fachböden, die sowohl vorne als auch hinten mit dem Rack verschraubt werden. Dadurch entsteht eine Stabilität, die es dem Fachboden erlaubt, 50 kg oder mehr zu tragen.

• AV-Receiver oder AV-Vorstufen
• HiFi-Endstufen
• Player mit einer Tiefe von > 40 cm und einem Gewicht von > 5 kg

Diese Geräte gehören also auf jeden Fall auf so einen durchgehenden Fachboden. Bedenke, dass du bei der Berechnung der notwendigen Höhe je nach Art des Fachbodens eventuell 1 HE für den Fachboden selbst einplanen musst – zusätzlich zum Gerät.

Rackschienen

PA-Technik, die für die Montage in einem 19-Zoll-Rack vorgesehen ist, wird an der Front mit den vertikalen Schienen des Racks verschraubt. Die meisten Geräte bieten von Haus aus jedoch keine Möglichkeit, sie auch hinten mit dem Rack zu verschrauben. Die Tiefe der Geräte ist einfach zu unterschiedlich, bzw. ist auch die Tiefe der Racks nicht so konsequent genormt, dass das genau passen würde.

Ein PA-Verstärker mit nur 1 oder 2 HE aber einer relativ großen Tiefe und garantiert hohem Gewicht entwickelt eine sehr starke Hebelwirkung nach unten. Dafür reicht die Haltekraft alleine durch die Rack-Montage an der Front nicht aus. Entweder verbiegt er dir die Schienen oder die Haltebügel am Gerät geben nach.

Aus diesem Grund brauchen schwere 19-Zoll-Geräte im hinteren Bereich Unterstützung. Das übernehmen Rackschienen: lange L-Winkel, die jeweils links und rechts seitlich in das Rack geschraubt werden. Der schwere Verstärker liegt also auf diesen Schienen sicher auf, was auch die Montage extrem erleichtert.

Bonus-Tipp: Für viele Verstärker genügt es auch, sie von hinten mit einem Fachboden für Kleingeräte zu unterstützen. So ergibt sich gleich noch eine praktische Ablage hinter diesem Gerät. Ebenfalls möglich sind kurze Rackschienen-Stücke, die hinten verschraubt werden.

Steckdosenleisten

Deine Anlage braucht ja am Ende auch noch Strom. Aber was nützt der schöne 19-Zoll-Serverschrank, wenn dort am Ende zwei hässliche Mehrfachsteckdosen drin herumliegen? Genau, das geht mal gar nicht.

Also gehören 1–2 Steckdosenleisten für die 19-Zoll-Montage zum Pflichtprogramm. Diese gibt es mit allem üblichen Schnickschnack, wie Schalter, Blitz- und Überspannungsschutz, Trigger-Steuerung, Master-Slave-Funktion usw. Nur für audiophile Produkte musst du evtl. etwas länger suchen.

Auf diese Weise können alle Netzkabel zu den Geräten schön innerhalb des Racks verlegt werden. Nach außen führt dann nur noch ein Kabel pro Steckdosenleiste.

Kabelmanagement

Wo wir gerade bei Kabeln sind: das ist ja eines der größten Probleme für jeden wachsenden Heimkino-Technik-Turm. Kaum ein System bietet bessere Lösungen dafür, als ein 19-Zoll-Rack. Schließlich müssen in Serverschränken manchmal hunderte Netzwerkkabel verwaltet werden.

Das Stichwort lautet hier: Kabelführungsleisten. Diese gibt es für gewöhnlich in zwei Ausführungen:

• Bügel: hier sind mehrere stabile Metallbügel nebeneinander angeordnet, auf die sich Kabel bequem von hinten aufwickeln lassen. Das eignet sich am besten für Netzkabel. Die Montage in der Nähe einer Steckdosenleiste ist zu empfehlen.
• Kamm: das ist nicht der offizielle Begriff, aber es beschreibt die Funktion am besten. Tatsächlich handelt es sich um eine Art „Doppel-Kamm“ oben und unten, der abschließend mit einer Abdeckung versehen wird. So können Kabel an beliebigen Stellen ein- und ausgeführt und zum Schluss verdeckt werden.

Besonders die zweite Variante wirst du mehrfach für deine Lautsprecher-, Cinch- und HDMI-Kabel benötigen. Darüber hinaus lassen sich Kabel aber auch sehr gut im Rahmen des Racks von einer Etage zur anderen führen.

Blindabdeckungen

Zum Schluss, wenn alle Geräte eingebaut und verkabelt sind, kannst du Lücken in der Front mit Hilfe von Blindabdeckungen verschließen. Diese gibt es für 1 bis 6 HE in allen Zwischengrößen.

So bleibt die Front – zumindest im geschlossenen Schrank die einzige verbleibende Sichtseite – aufgeräumt und ansehnlich, also ohne hässliche Löcher zwischen den Geräten.

Denn hier und da tut etwas Abstand den Geräten auch ganz gut, insbesondere dann, wenn viel Wärme entsteht, die dann besser abgeführt werden kann. Plane deinen 19-Zoll-Technikschrank also von vorneherein mit einer guten Verteilung der Komponenten.

Weiteres Zubehör für den 19-Zoll-Serverschrank

Es gibt keine Grenzen, was du an Zubehör zu deinem 19-Zoll-Rack hinzufügen kannst. Hier ein paar Ideen:

• LED-Beleuchtung
• einen Netzwerk-Switch
• eine USV gegen plötzlichen Stromausfall (interessant für den Beamer)
• einen 32A-Drehstromverteiler
• ein NAS oder andere Datenspeicher oder Server
• diverse Technik zur Heimautomatisierung

Es muss ja nicht alles sofort sein. Aber indem du von Anfang an auf einen 19-Zoll-Serverschrank setzt, schaffst du die Grundlage, um später alles Mögliche sehr leicht nachrüsten zu können.